Anneke Schmidt
Prometheus macht sich zum Zwerg
Günther Anders, die Kritik der Technik und der Klimawandel
Sind wir als Menschheit durch eine sich immer rasanter entwickelnde Technologie zum Untergang verdammt oder lassen sich die grassierenden Umweltprobleme, mit denen wir unweigerlich konfrontiert sind, technisch lösen? Wenn in öffentlichen Debatten über Technik oder den technischen Fortschritt gesprochen wird, changiert das gezeichnete Bild meist zwischen Heilserwartung und Weltuntergang. Egal ob es um Reproduktionstechnologie, die Vision von Fusionsreaktoren und einer sauberen Kernkraft oder die Besiedelung des Weltalls geht: Kaum eine Utopie oder Dystopie kommt ohne die Technik als Protagonistin aus. In gewisser Hinsicht unterscheiden sich die an Innovationen geheftete ganzheitliche Erlösungshoffnung und der reaktionäre Primitivismus nur durch das emotionale Vorzeichen. In beiden Verständnissen ist Technik eine dem Menschen äußerliche Ding-Technologie, die als Instrument zur Hand ist. Als solche bügelt sie für den Optimisten in der Zukunft aus, was die Menschheit vermasselt hat, während sie für den Pessimisten so weit auf die Spitze getrieben ist, dass ihre Anwendung menschlichen Bedürfnissen nicht mehr entspricht. Auch die Kritik, die Technik, mit der wir täglich konfrontiert sind, entziehe sich in ihrer genauen Funktion unserem Verständnis, richtet sich meist auf bestimmte Anwendungsbereiche und Einzeltechnologien. Bemängelt wird eher die Komplexität der Arbeitsteilung als das Fehlen einer adäquaten (Begriffs-)Bestimmung. Dabei wäre eine Verständigung darüber, was Technik als solche ist, vor allem aber, was sie für uns ist und welche Rolle sie in unserer kollektiven Weltbeziehung einnimmt, das Fundament einer gelingenden Debatte darüber, was wir im Kontext des Klimawandels von ihr erhoffen dürfen oder befürchten müssen.
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