Gefangen im Kapitalismus - Bürgerlichkeit, Staat, Glückseeligkeit
Zum Schwerpunkt dieser Ausgabe
Der Zustand der ehemaligen Antifabewegung schwankt weiterhin zwischen Auflösung und Stagnation. Die Praxis der Gruppen bewegt sich innerhalb einer Spannbreite, die von einer umfassenden Infragestellung der bisherigen Politik bis zum Beharren auf den alten Konzepten reicht. Dort, wo ehemals hoffnungsvolle Strategien wie der „Revolutionäre Antifaschismus“ zum Gegenstand kritischer Abgrenzung geworden sind, ergeben sich statt einer neuen politischen Perspektive oft nur unklare Fragen. Entsprechende Gruppen werden Teil einer Streitkultur, die sich fast ausschließlich mit sich selbst beschäftigt. Die Kritik an der Gesellschaft wird weniger nach außen getragen, sondern in weitaus größerem Maße zum innerlinken Diskussionsfeld, auf dem nicht selten in Rugby-Manier um die richtigen theoretischen Prämissen und geschichtsphilosophischen Ableitungen gerungen wird. Der bewahrende Flügel versucht derweil vom Optimismus der neuen außerparlamentarischen Sozialdemokratie zu profitieren. Vielleicht nicht gänzlich unkritisch, jedoch mit einer großen Portion Ignoranz gegenüber den Kräfte- und Wahrnehmungsverhältnissen, wird versucht, die globalisierungskritische Bewegung zu radikalisieren. Gegen die Hauptströmung staatsfetischistischer, antiamerikanischer und nationalistischer Argumente konnte jedoch bisher kaum Boden gut gemacht werden. Nach dem Scheitern linksradikaler Organisationsansätze werden die vereinzelten Gruppeninitiativen zum quantitativ sowie inhaltlich vernachlässigbaren Beiwerk, von dem kaum jemand Kenntnis nimmt. Nicht einmal die symbolisch aufwertbare Randale scheint nach Florenz noch sicher. Weiter…