2 04

After Work Party

Mai 2002

Editorial

Es ist nicht leicht, Dir jene Zeilen zu schreiben, die gedruckt Dir nun bereits vor Augen liegen. Die Zeiten werden härter, nicht kälter zwar, jedoch härter. Nicht nur, dass der Staat es Dir verunmöglichte, gegen den nächsten Nazi-Aufmarsch Dich auszusprechen, die linksradikale Bewegung in, möchte man fast schreiben, geschichtsvergessener Blindheit den Nazi-Fetisch durch einen erneuten, wenn auch modern gewendeten, Marx-Fetisch ersetzt, verlangt man zu allem Überdruss von Dir  nun auch noch eine Positionierung gegen Faschismus. Weiter

Inhalt

Top Story

Phase 2 Leipzig

After Work Party

Die Einleitung zum Schwerpunkt

Mit dem Ende des Nominalsozialismus und dem völkischen Aufbruch in Deutschland hatte sich für einen großen Teil der verbleibenden radikalen Linken die Thematisierung der sozialen Frage erst mal erledigt. Sicher auch die aktionistisch wahrnehmbarsten Teile der linken Zerfallsprodukte verzichteten nicht völlig auf antikapitalistische Agitation. Allerdings tat sich dabei eine weitreichende Diskrepanz zwischen radikalem Gestus und analytischer Substanz auf. Der staatsantifaschistischen Teilbereichsdiebstahl sollte die Wirkung dieser Leerstelle erst richtig freisetzen. Vor allem für die Antifabewegung folgten daraus die bis heute anhaltende inhaltliche Desorientierung und die fortschreitende organisatorische Auflösungstendenz. Dem rückwertsgewandten Prophetentum, welches im Nachgang immer schon alles gewusst haben will und schon aus Gründen der eigenen politischen Identität die Linke nur als immerwährende Katastrophengeschichte denken kann, ist damit nicht das Wort geredet. Die Entwicklung lässt durchaus eine differenzierte Bewertung zu. Weiter…

Anti-Kapitalismus AG

Transformation der Arbeitsgesellschaft

Ohne sie ist heute keine Ware mehr zu produzieren und kein Mehrwert zu realisieren. Die ´immaterielle Arbeit´ hat zweifelsohne die Wertschöpfungskette dominierenden und für die kapitalistische Gesellschaft bewusstseinsbildenden Stellenwert angenommen. Wahrgenommen wird ´immaterielle´ Arbeit, zu verstehen als intellektuelle, affektiv-emotionale und techno-wissenschaftliche Arbeit, in erster Linie in Form entmaterialisierter Dienstleistungen. Dabei ist Dienstleistungsarbeit immaterieller, ´geistiger´ Art schon immer zum Verkauf und zur Produktion von Waren vonnöten gewesen. Im Übergang von fordistischer zur informationellen Ökonomie innerhalb der letzten 30 Jahre, ergab sich in dieser Beziehung jedoch ein quantitativer und qualitativer ´Sprung´. Die ehemals bloße Zuarbeit entwickelte sich in Verbindung mit neuen Techniken und damit verbundenen Möglichkeiten der Rationalisierung in den Sektoren primärer und sekundärer Produktion zur alles beherrschenden Dienstleistungsindustrie, dem tertiären Sektor. Weiter…

Phase 2 Leipzig

Eine andere Qualität

Interview mit Roswitha Scholz

Seit Mitte der 90er Jahre verfolgt Roswitha Scholz mit ihrem Ansatz der Wert/Abspaltung das Ziel, die marxistischen Arbeitstheorien mit feministischen Ansätzen zu verbinden. Dabei geht sie allerdings nicht den Weg, das Wertprinzip des Kapitals auf die gesamte Gesellschaft auszudehnen, sondern weißt abgespaltene Bereiche aus, in denen die Reproduktion der Gesellschaft nach anderen Regeln funktioniert. Angesichts der Übernahme von Tätigkeiten aus der Sphäre der Abspaltung in den kapitalistischen Betrieb der Verwertung fragt Phase 2 nach der Aktualität des Ansatzes.   Weiter…

BgR Leipzig

Mit der Arbeit fertig werden

Im folgenden dokumentiert Phase 2 eine leicht gekürzte Fassung des Aufrufs vom Bündnis gegen Rechts (BgR) Leipzig zum diesjährigen 1.Mai in Berlin: Seit dem 1889 im Zuge des internationalen Arbeiterkongresses in Paris der 1. Mai zum Internationalen Kampftag der Arbeit erhoben wurde, versammeln sich jedes Jahr Zehntausende auf den Straßen, um diesen Tag zu begehen. Heute reicht das Spektrum von Gewerkschaften bis hin zu traditionellen Linken - mit der Arbeit als gemeinsamen, unhinterfragten Nenner. Das positive Verhältnis zur Arbeit zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Geschichte der Traditionslinken. Unkritisch übernahm schon die ArbeiterInnenbewegung die Überhöhung der Arbeit zur Wesensbestimmung des Menschen von der bürgerlich-protestantischen Ideologie. Die Fetischisierung der Arbeit als wesentliches Strukturmerkmal der kapitalistischen Gesellschaft instrumentalisierten die ArbeiterInnen zur Heraushebung ihrer selbst als revolutionäre Klasse. In ihrer Vorstellung der Überwindung der bestehenden Verhältnisse wollten sie ihren Begriff von der ´reinen´, natürlichen, vom Gesellschaftszusammenhang abgelösten Arbeit über den Kapitalismus hinaus retten. Weiter…

Phase 2 Berlin

Der revolutionäre 1. Mai in Berlin - Evaluation von Leistung und Produkt

Affirmative Anmerkungen zu einem Aufzug in vier Ritualen

Der 1. Mai in Berlin ist Projektionsfläche und Hassobjekt gleichermaßen. In diesem Artikel soll dem revolutionären 1. Mai jeder authentische Inhalt geraubt werden, um ihm danach einen maßgeschneiderten neuen synthetischen Inhalt zu verpassen. Gegenstand hierzu wird die Diskussion der radikalen Linken sein und die nähere Betrachtung der Akteure und Akteurinnen vor Ort. Der Artikel versucht anband der Negierung einer gemeinsamen politischen Idee oder eines gemeinsamen sozialen Interesses aufzuzeigen, das der fortschrittliche Inhalt nicht bereits vorhanden ist, sondern nur die Geschichte sein kann, die um ihn erzählt wird. Der revolutionäre 1. Mai ist an sich nichts als Gewalt. Weiter…