Mit diesem Artikel soll der Versuch unternommen werden die Bedingung der Möglichkeit auszuloten anhand der modernen Naturwissenschaften die kapitalistische Gesellschaft im Ganzen zu kritisieren. Als erstes soll aufgezeigt werden, warum Kritik zu kurz greift, die glaubt sich an einem vorhandenen Objekt abzuarbeiten und dieses lediglich in Bestimmungen setzen zu müssen. Sogleich soll aber an dem berechtigten Vorhaben und seiner Intention festgehalten und ein Ansatz verfolgt werden, der über die Kritik der Subjektform sowohl moderne Naturwissenschaften, als auch die warentauschende Gesellschaft selbst ins Visier nimmt. Im Ausgang wird noch einmal die Bedeutung der Fortschritt in der Humangenetik in diesem Lichte betrachtet.
Das die gesellschaftliche Anwendung der Erkenntnisse moderner Naturwissenschaft sowohl negative als auch positive Effekte zeitigt ist Allgemeingut und es sind auch zumeist die Wissenschaftler/Innen selbst die mahnend den Zeigefinger heben, entlassen sie ihre Entdeckung aus dem Labor in die Gesellschaft. Dies können sie sich auch erlauben, solange unmittelbar auf der Erscheinungsebene argumentiert wird und gegen die Forschung „lediglich“ die katastrophalen Folgen ihrer technischen Verwendung ins Feld geführt werden (z.B. ökologische Katastrophen durch industriell betriebene Landwirtschaft).
Zum einen reproduziert diese Argumentation die bürgerliche Sphärentrennung zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Ökonomie. Die Wissenschaft in ihrem unbändigen Forschungsdrang produziert Gefahren in eigener Regie und die Wirtschaft in ihrem unbändigen Profitstreben sorgt für die Verwendung. Übrig bleibt sozial-demokratisch an die Politik zu appellieren, die Bevölkerung vor allzu hemmungsloser Forschung (in die eine Richtung) oder allzu hemmungsloser Verwendung (in die andere Richtung) zu schützen.
Zum anderen vergisst solche Kritik, dass sich viele dieser negativen Folgen ohne naturwissenschaftliches Instrumentarium gar nicht erkennen lassen und diese Kritik einen positiven Bezug zu Wissenschaft und Technik als stumme Vorraussetzung enthält. Wird behauptet, die Probleme vor der die Menschheit stünden sind wissenschaftlich technisch nicht zu lösen, denn sie seien gesellschaftlichen Ursprungs, gewinnt diese These Schlagkraft, weil eben jene Probleme wie Ernährung oder Gesundheit gerade dadurch als Kritik und politisches Sollen formuliert werden können, weil sie wissenschaftlich technisch bereits gelöst oder zumindest durch sie überhaupt darstellbar geworden sind. Das Wissen, dass die Gesellschaft ausreichend Nahrung produziert oder zumindest die Potenz hierfür besitzt, macht den Hungertod erst recht zum Skandal. Die Möglichkeit die Gesellschaft zu kritisieren, stellt hier geradewegs das moderne Wissen und die Technik selbst.
Ein aktuelles Beispiel für die Falle die Identitätsdenken und Essentialismus den Wissenschaftskritikern stellt ist das Paradox indem sich viele von ihnen befinden, die sich zur Zeit an der Humangenetik versuchen. Einerseits wird beklagt, der Mensch werde durch die Biowissenschaften zunehmend über seine Gene definiert, andererseits wird genau diese Definition selbst -implizit, doch vehement- behauptet, indem der Eingriff in das menschliche Genom als elementarer Angriff auf die Person beklagt wird.
Ein anderes Problem speist sich aus demselben Quell, wird der Versuch unternommen den Naturwissenschaften die (Erzählung von) Geschichte entgegenzuhalten. Wird als Vorraussetzung der Kritik die Bestimmbarkeit ihres Objekts (Geschichte, Natur) akzeptiert, kann der Naturwissenschaft nur noch ihr eigenes theoretisches Ideal vorgehalten und sie nur noch weiter getrieben werden. Es wird versucht sie anhand ihrer eigenen Methode zu überbieten.
Beispiel hierfür ist unter vielen die von den Grünen initiierte „Agrarwende“, die nur unter der Verwendung eines Höchstmaßes an technischem Know-How möglich ist und mit der Rückkehr zur Natur etwa soviel gemein hat, wie Orangensaft, der schmeckt wie frisch gepresst und es doch nicht ist.
Wissenschaft setzt die Bestimmbarkeit von Objekten und ihr Sein voraus. Gibt es eine unabhängig von der Gesellschaft existierende objektive Sicht der Natur/Historie, dann besteht das Ideal darin, sich dieser so gut wie möglich anzunähern und jeglichen Verweiß auf Defizite noch als Ansporn zu begreifen. Die tatsächliche objektive Erkenntnis wird so zum Telos der Geschichte. Die Bewegung hin zu oder auch weg von diesem Ziel, bildet die ahistorische Kategorie, durch die Geschichte linear rekonstruiert werden kann.
In der Selbstdarstellung der Naturwissenschaften ist diese Dynamik durch eine erkenntnistheoretische Variante des Darwinismus ontologisiert worden. Das Wechselspiel zwischen Verifikation und Falsifikation von Hypothesen entspricht dem „survival of the fitest“ und führt so notwendig zum immer Besseren und endgültig zum Absoluten. Wird dieser geschichtsdeterministische Fortschrittsoptimismus, indem nicht mehr die Annäherung zur absoluten Erkenntnis, sondern die Entfremdung unterstellt wird, negativ gewendet, wird Naturbeherrschung und -unterdrückung ebenso zum ontologischen Prinzip der Seinsbestimmung des Menschen. Naturwissenschaft und Technik können sodann auch als gar nichts anderes mehr erscheinen als als Herrschaftsinstrumente, nur immer „weiter entwickelt“ besonders effektiv, raffiniert und perfide.
Ob positive oder negative Dynamik, indem nur eine ahistorische Kategorie die modernen Verhältnisse in Vergangenheit und Zukunft ausdehnen und sich selbst als roten Faden präsentieren kann, entsteht die schlechte Wahl zwischen Fortschrittsoptimismus und Kulturpessimismus. Aber weder die Naturwissenschaften noch die Gesellschaft als Ganzes wären damit radikal kritisiert.
Deshalb ist es auch kein Wunder, dass sich die öffentliche Diskussion immer nur um das Für und Wider der gesellschaftlichen Verwendung naturwissenschaftlicher Erkenntnis dreht und dabei mögliche historische und ökonomische Implikationen bedächtig abwägt, anstatt die Erkenntnis selbst und die Bedingung der Möglichkeit der Erkenntnis, die Subjektkonstitution, ins Zentrum zu rücken.
Zum Zusammenhang von Warenform und Denkform ist in Hinblick auf Gesellschaft und Ökonomie schon viel Theoriearbeit geleistet worden und auch mit dem Ziel der Wissenschaftskritik hat Alfred Sohn-Rethel diesen Zusammenhang thematisiert. So soll er hier nur in der allernotwendigsten Kürze dargestellt werden.
Wie schön erwähnt, ist das Bindeglied zwischen der Kritik der Ökonomie und der Kritik der Naturwissenschaften die Kritik des bürgerlichen Subjekts selbst, das einer spezifisch Form der Konstitution des Bewusstseins bedarf, um sowohl im kapitalistischen Warentausch zu bestehen, als auch als Erkenntnissubjekt zu wissenschaftlicher Erkenntnis fähig zu sein. Diese historische Form des Subjekts ist, worin sich alle bürgerlichen Individuen gleichen und was sie zu Gleichen macht.
Im Warentausch muss von der Eigenart der Gegenstände abstrahiert werden, um sie tauschen zu können. Zwei Waren, die getauscht werden, sind einander gleich nur in Bezug auf ein allgemeines Drittes, den Wert. Ein Merkmal für den Menschen im Kapitalismus ist also seine Fähigkeit zu abstrahieren und unterschiedlich Bestimmtes in Bezug auf ein Allgemeines vergleichbar zu machen. So ist die für den Humanismus bestimmende Abstraktion, die des zur Vernunft befähigten Menschen. Historisch gab diese Möglichkeit zur Gleichsetzung aller Menschen nicht schon immer, in der Antike wurden Sklaven und Frauen nicht zu den Menschen gezählt.
Ebenso wesentlich für das bürgerliche Individuum, wie die Fähigkeit zu abstrahieren, ist aber auch seine Wahrnehmung als eines mit sich selbst identischen Ichs, das sich als freies und unabhängiges denken muss, um auf dem Markt in Konkurrenz mit den anderen ebenso mit sich selbst identischen, freien und gleichen Individuen zu treten. Dieses Bewusstsein des abgeschlossenen Selbst ist auch Vorraussetzung dafür, dass es überhaupt eine trennscharfe Grenze zwischen Selbst und Außenwelt, Subjekt und Objekt gibt.
Die doppelte Struktur der Subjektivität, also die Spaltung in authentische Einzelindividuen mit besonderer sinnlicher Wahrnehmung und gesellschaftlich Gleiche mit der Fähigkeit von allem Besonderen zu abstrahieren ist sowohl Vorrausetzung als auch Produkt des kapitalistischen Warentausches. Diese Eigenschaften sind, wie noch aufgezeigt werden soll, charakteristisch für den Menschen der moderne Naturwissenschaft.
Soweit so gut, daran wäre ja auch noch nichts zu kritisieren, gäbe es nicht noch, und genau darauf kommt es an, das Problem des Fetischs.
Denn wenn die Waren im Tausch einander gleichgesetzt werden und von ihrer konkreten Besonderheit (Gebrauchswert) abstrahiert wird, um ein allgemeines Drittes zu produzieren (Tauschwert) findet auf mysteriöse, unbewusste Weise ein Tausch der Eigenschaften statt. Insofern, wie die Substanz des Wertes abstakte Arbeit ist, ist sie Ausdruck sozialer Verhältnisse, eben der spezifisch kapitalistischen Produktionsweise. In der Tauschabstraktion verliert die Ware ihre konkrete Materialität und wird zum bloßen Medium als Träger allgemeiner sozialer Verhältnisse. Das erkenntnistheoretische Problem des Fetisch entsteht dadurch, dass genau diese Einlagerung des Gesellschaftlichen in das Ding ein unbewusster Prozess ist und das Gesellschaftliche als unmittelbare materielle Eigenschaft der Ware erscheint. Dieser Vorgang der Verdinglichung ist der Grund, warum das Subjekt dem Treiben des Marktes scheinbar Einflusslos gegenübersteht und es doch durch sein Handeln erst ermöglicht. Nun wird zu zeigen sein, wie derselbe Mechanismus auch bei der Naturforschung eine zentrale Rolle einnimmt.
Die Welt darzustellen, wie sie ist, um ihre Beherrschung möglich zu machen, war das große Projekt der Aufklärung und das bürgerliche Subjekt ihr Protagonist. Wie das Individuum gespalten ist in abstakt Allgemeines und individuell Subjektives, genauso verhält es sich mit den Gegenständen der Erkenntnis. Sie zerfallen in sinnlichen Gebrauchswert einerseits und abstakt Allgemeines (Tauschwert) andererseits. Daraus folgt logisch die zweigespaltene Erkenntnisform: hier empirische Erkenntnis und gesunder Menschenverstand, da objektive Erkenntnis und Vernunft. So bildeten sich dann im Zuge der Aufklärung zwei philosophische Metaerzählungen um diesen Dualismus, die zu umschreiben versuchten, wie die Welt wie sie wirklich ist, zu erkennen sei: Der Rationalismus und der Empirismus.
Der Rationalismus verstand in seiner Zuspitzung die Dinge der äußeren Welt als Verwirklichung von Begriffen, so dass es nur Begriffe und ihre Repräsentation, jedoch keine Dinge mehr gab. Er betonte den Zusammenhang zwischen der Konstitution des Subjekts und der Konstitution der äußeren Welt so sehr, dass er nicht in der Lage war, die notwendige Vorrausetzung der Naturforschung zu erfüllen und eine vom Subjekt unabhängige Außenwelt von Objekten festzustellen. Er verfiel dem Idealismus.
Der Empirismus hingegen hielt zwar an der autarken Existenz der Natur fest, war aber ebenfalls nicht für die Wissenschaft geeignet. Denn mit ihm war zwar die Bedingung der Möglichkeit zur Forschung (die Dinge selbst) gegeben, jedoch nicht die Möglichkeit aus dieser Erfahrung abstrakte allgemeingültige Erkenntnis zu gewinnen. Die radikalen empirischen Skeptiker bestanden darauf, dass weder die Vorstellung eines identischen Objekts, noch das Bewusstsein der persönlichen Identität aus der Erfahrung ableitbar wären und kritisierte sie als metaphysische Täuschung.
Dennoch waren diese Bedingungen nicht zu hintergehen. Objektive Erkenntnis setzt ein erkennendes Subjekt voraus, das in der Lage sein muss, Gegenstände der Erfahrung als identische Objekte zu konstituieren, was seinerseits das Bewusstsein eines mit sich selbst identischen Ich voraussetzt. Die Möglichkeit der Darstellung der Wirklichkeit in allgemeingültigen abstrakten Erkenntnissen wurde erst von Kant theoretisch eingeholt. Er hat die gesellschaftlich-historische Form der Subjektkonstitution, die aller Erfahrung vorausgeht als Apriori im Menschsein ahistorisch ontologisiert. Vereinfacht könnte dies als Subjekt- oder innerer Fetischismus bezeichnet werden, im Gegensatz zum Fetischismus des Objekts, denn auch hier erscheint Gesellschaftliches als Naturhaftes, nur eben im Menschensein selbst. In Kants wohlbekannten Motto, dass die Bedingung der Möglichkeit der Erfahrung zugleich die Bedingung der Möglichkeit der Gegenstände der Erfahrung selbst sind, wird die Unzulässigkeit der Unterscheidung jedoch deutlich. Der Fetisch ist also nicht nur eine Täuschung der Erkenntnis die durch helles Bewusstsein zu durchbrechen wäre, sondern wirkt schon indem er als Apriori der Erfahrung vorgelagert ist und sowohl die Erfahrung als auch die Objekte der Erfahrung gerade erst ermöglicht. Der Fetisch ist die (Un-)Möglichkeit der Erkenntnis selbst.
Kant ging weiter von einem notwendig antinomischen Charakter von Erkenntnis und Gegenstand aus, der „kantische Bruch“ verläuft zwischen dem Transzendalsubjekt der Erkenntnis auf der einen und dem An-sich-Sein der Dinge auf der anderen Seite. Das An-sich-Sein der Dinge verweist hier jedoch nicht auf den Empirismus, im Gegenteil, der Verstand ist nach Kant der \"Urheber der Erfahrung\", eine aktive Instanz, die die Ordnung, auf deren Folie Erfahrung überhaupt erst wirksam werden kann, in die Natur hineinarbeitet. Die modernen Naturwissenschaften begriffen, dass die Vernunft nur das einsieht, was sie selbst nach ihrem Entwurfe hervorbringt. Aussagen über die Natur werden gegen alle Empirie aus abstakten mathematischen Begriffen wie Zeit, Raum und Bewegung abgeleitet, sie gehen aller naturwissenschaftlicher Erkenntnis als kantische Apriori voraus. Des weiteren ist der im modernen Experiment vorgenommene Eingriff in die Natur zuallererst eine Handlung des Experimentators an sich selbst, nämlich die Ausschaltung seiner Körperlichkeit und seiner Empfindungen. So entsteht der Schein, es habe das Subjekt mit dem Erkenntnisprozess gar nichts zu tun und die im Experiment erzeugten Gesetzmäßigkeiten seien Eigenschaften des Objekts. Die Empirie des Forschers wird gewissermaßen zwecks Verallgemeinerung und Wiederholbarkeit in den technischen Apparat selbst verlegt, seine Materialität getilgt. Würde dies nicht geschehen, dann gäbe es anstelle von objektiven und gesetzesmäßigen Erkenntnissen nur von Beobachter zu Beobachter variierende subjektive Wahrnehmungen. Der Beobachter begreift sich im Vollzug der Erkenntnis als verzerrendes Störelement, er ist gezwungen seine körperliche und empfindende Individualität, die im Akt objektiver Erkenntnis nichts zu suchen hat, abzuspalten. Das wiederum setzt ein Subjekt voraus, das sich in dieser Weise spalten lässt und bei dem der nach der Abspaltung allein übriggebliebene urteilende Verstand (das kantische Transzendentalsubjekt - der abstrakte Wert) nichts Besonderes oder Individuelles (gesunder Menschenverstand - Gebrauchswert) mehr enthalten darf. Derselbe Mechanismus der die Gesellschaft dem Subjekt naturwüchsig darstellt, ist dafür verantwortlich, dass wiederum die Natur sich als gesetzmäßig dem Subjekt darstellt.
Die Beschränkung und Unvollkommenheit der die Erkenntnis der Dinge unterworfen ist, kann jedoch nicht von den Dingen selbst getrennt werden, weil sie bereits formkonstitutiv dem Subjekt wie Objekt vorangehen. Nicht nur das Subjekt ist in seiner Erkenntnis fehlerhaft, es ist die Welt im Ganzen die zuweilen unvollständig und löchrig ist. Widersprüche und Paradoxien tauchen immer als unliebsames Nebenprodukt zielgerichteter Tätigkeit auf und Beweisen ihr fehlgehen. Für den Forscher bedeutet dies, dass er nicht minder dem naturwüchsigen, zufälligen Entdeckungen unterworfen ist, als das Wirtschaftssubjekt dem Markt.
Die Erkenntnisse auf deren Basis die Humangenetik sich als Wissenschaft erst herausbilden könnte, war denn auch nichts anderes als unliebsame Widersprüche und Störungen in der Krebsforschung. Die Entdeckung der Ribosomen und mit ihr die Möglichkeit die Bedeutung und Funktionsweise der DNA zu erforschen, entstand als missliebiges Nebenprodukt, als Überschuss von Dingen ohne Bedeutung.
Da Ding in die Welt hereinbrach und keine Bedeutung hatte funktionierte es als Motor für Projektionen und die Forschung sah sich bei der Dechiffrierung des Genoms von all jenen Geistern verfolgt, die das gesellschaftliche Leben schwer machen: vom Fett-, Fremdgeh-, Lügen- und Kriminalitätsgen. Sobald die DNA aber entschlüsselt war und das Ding Bedeutung erhalten hatte, starb auch schon die Determinismusthese und es begann eine erneute Verschiebung hin zum dynamisch-epigenetischen Netzwerk. Der Übergang vom genetisch-deterministischen Paradigma hin zu einem neuen komplexen Kontroll- und Regulationsparadigma entstand genau in dem Moment, als die Forschung mehr Bedeutung als Bedeutungsträger aufzuweisen hatte und so macht sie sich in der Proteinsynthese auf die Suche nach neuen Objekten, die diesen Mangel füllen.
Die „Aufklärung des Geheimnis des Lebens“ hätte das Ende der für die Erkenntnis des bürgerlichen Subjekts konstitutiven Antinomie zwischen Subjekt und Objekt bedeutet und eine Brücke geschlagen zwischen den Dingen der äußeren Natur und den Individuen.
Die DNA ist somit strikt kantiantisch verstanden, die unmögliche Erscheinung des Denkens als des Dinges an-sich. Wesentlich für die DNA als missing link ist also die Koinzidenz äußerster Andersheit mit exzessiver, absoluter Nähe. Das Ding ist gerade deshalb noch mehr unser Selbst, noch mehr der unzugängliche Kern unseres Wesens, da es sich um eine Andersheit handelt, die unmittelbar unser Selbst „ist“, indem sie die unmögliche unmittelbare Materialisation des für das Subjekt konstitutiven Subjekt-Objekt-Dualismus inszeniert. Es gab in dem Moment der Unterbestimmung des fremden Dinges eine Linie im Außen, die so fern war, dass sie zur Grenze zu unserm Innerste wurde und das Genom zum Symptom der Gesellschaft. Während in der Gesellschaft die Herrschaft in der Lage ist sich auszustreichen und die Subjekte je freier und autonomer sie sich fühlen, ihr umso mehr verfallen, ist das fremde Ding nicht mehr abstrakt und ungreifbar. In der DNA bracht das Gesellschaftliche zum Realen zusammen, Herrschaft begann als Objekt zu existieren. Die modernen Naturwissenschaften begangen dadurch einen Tabubruch und machte sich des Geheimnisverrats schuldig. Die Wissenschaftler plauderten aus, was als verborgene Wahrheit nur existieren darf: „Der Mensch ist unfrei, Sklave objektiv gewordener Verhältnisse.“
„Der Mensch ist mehr als die Summe seiner Gene“ erscheint in diesem Lichte nur noch als eine Durchhalteparolen der Protagonisten bürgerlicher Vergesellschaftung, ganz im Gegenteil sollte darauf beharrt werden, dass das Symptom DNA als missing link noch mehr ist als unser Selbst. Sie ist das Andere unser Selbst.
Jugend-AG
der Antifaschistischen Aktion Berlin [AAB]