Editorial

Es ist nicht leicht, Dir jene Zeilen zu schreiben, die gedruckt Dir nun bereits vor Augen liegen. Die Zeiten werden härter, nicht kälter zwar, jedoch härter. Nicht nur, dass der Staat es Dir verunmöglichte, gegen den nächsten Nazi-Aufmarsch Dich auszusprechen, die linksradikale Bewegung in, möchte man fast schreiben, geschichtsvergessener Blindheit den Nazi-Fetisch durch einen erneuten, wenn auch modern gewendeten, Marx-Fetisch ersetzt, verlangt man zu allem Überdruss von Dir  nun auch noch eine Positionierung gegen Faschismus.

Was wie ein selbstverständliches, ohne Mühe zu erbringendes Glaubensbekenntnis dahererscheint, ist in seiner Konkretion jedoch ein Stück schärfer und glaubensbekenntnislericher als es die simple Ablehnung des Faschismus noch nahe legen könnte. Faschismus zu verdammen heißt heute mindestens das Erschießen palästinensischer Kinder oder das In-die-Luft-Sprengen von Jüdinnen und Juden in einem Akt freudiger Erregung zu quittieren. Oder, um es der Polemik dann doch nicht zu viel werden zu lassen, eines von beiden dermaßen kategorisch abzulehnen, dass das andere zumindest nicht mehr ins Gewicht fällt.

In diesen Zeiten also ist es in der Tat nicht leicht das Wort auf eine LeserInnenschaft zu eröffnen, die nur darauf wartet, Dir und Deiner sich hinter Dir versteckenden Redaktion die Faschismus-Anklage um den Schädel zu knallen, die aber zumindest darauf wartet, sich von den wenigen Vernünftigen einer kollabierenden radikalen Linken im eigenen Credo bestätigt zu sehen.

Diesmal noch kommst Du drumherum, die fehlende Zeit in der etwas schwerfälligen Redaktionsmaschinerie wird als Ausrede vorerst genügen müssen. Es ist doch zu wünschen, dass das , was Du zusammengetragen hast an Texten, rezipiert wird, obwohl diese, wie so oft ganz unmittelbar gar nicht dasjenige Thema berühren, an welchem vorbeizudiskutieren derzeit nicht möglich scheint. Dennoch glaube ich, dass es sich lohnt, auch nach dem fehlenden Glaubensbekenntnis Deinerseits das weiter Folgende zu genießen. Schließlich erschöpft sich die Welt der Sinne und Gedanken nicht allein im Nahost-Konflikt, sondern hat eine Menge mehr zu bieten, welches detailliert aufzuzählen weder meine noch Deine Aufgabe sein kann, sondern getrost an den Genossen Inhaltsverzeichnis weitergereicht werden kann.

Mit freundlichen Grüßen,

eine Leserin.