Juden, Sklaven und lachende Deutsche
Zum Schwerpunkt dieser Ausgabe
Die radikale Linke in Deutschland hat in den letzten Jahren Antisemitismus und Rassismus zunehmend getrennt voneinander kritisiert. Nun ist eine Tendenz der Auseinanderentwicklung von Positionen zu verfolgen, die zwischen Nichtwahrnehmung, Indifferenz und Polarisierung changiert. Auf einer anderen Ebene zeigen sich Kontroversen zwischen VertreterInnen der postcolonial studies und ihren KritikerInnen. Wegmarken dieser Auseinanderentwicklungen und Differenzen sind die Frage der Bedeutung der Shoah, der 11. September 2001 und der »Nahost-Konflikt«. Die antirassistische Bewegung hat dabei wie auch die Antifa-Bewegung das Problem, sich im Einzugsbereich der Zivilgesellschaft zu bewegen. Teile der Antideutschen wiederum haben sich, um den Antisemitismus-kritischen Fokus Alleinstellungsmerkmal werden zu lassen, vom Antirassismus verabschiedet. Explizit wurde das Ende der Rassismen etwa auf dem anti-deutschen Kongress in Berlin verkündet. Die postkoloniale Analyse ist in den letzten Provinz-Universitäten angekommen und beweist dort ihre Anschlussfähigkeit an den (multikulturell-)rassistischen, antiamerikanischen und antisemitischen Konsens. Um Deutschland den Gewinner sein zu lassen, reicht es in diesem Kontext, wenn kleine Gruppen sich gegenseitig die Kritik an Herrschaftsverhältnissen, Ideologien und gesellschaftlichen Praxen diskursiv nivellieren. Weiter…