Editorial
Angesichts von zehntausenden Menschen, die durch Erdbeben und Tsunami gestorben sind, der Millionen von Menschen, die vor radioaktiver Strahlung durch die atomaren Anlagen in Fukushima bedroht sind, und angesichts der Traumata, Verwüstungen und Leiden, die in Japan zu sehen sind, versagt das linke Vokabular. Mitgefühl, Verstörung oder Verängstigungen gehören kaum ins Repertoire, in der Regel werden sie belächelt. Was bleibt? In gewohnter Manier den Mediendiskurs zu kritisieren, verärgert über die stereotypen Darstellungen von Japaner_innen als diszipliniert und obrigkeitsergeben zu sein? Oder über die bekannten und dennoch nahezu unerträglichen Meldungen, über die Anzahl der betroffenen Deutschen? Sicherlich, alles verwerflich. Ebenso zutreffend ist die Kritik an den zynischen Updates über die »Auswirkungen auf die Weltwirtschaft«, wenn in Ticker und Börsenreportage individuelles und kollektives Leid in monetäre Verluste und Gewinne Unbeteiligter umgerechnet wird.
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