Phase 2 Berlin
Bombs ≠ War ≠ Capitalism
Wer vom Krieg für sich redet, sollte vom Krieg an sich schweigen
Begriff und Wirklichkeit des Krieges erscheinen immer unbestimmter: Terror ist Krieg, Krieg ist Terror, und das nicht nur in den Augen der Friedensbewegung. Was aktuell immer mehr ins Wanken gerät, ist eine Vorstellung von Krieg, die seit jeher unzutreffend war: Nicht erst nach dem 11. September 2001 ist die Koppelung von „Krieg“ an Konfliktlinien zwischen Nationalstaaten unzureichend. Was seit der Durchsetzung der Ordnung des bürgerlichen Staates als Normalmodus des Krieges begriffen wurde, nämlich die von ökonomischen oder territorialen Interessen geleitete Auseinandersetzung zwischen sich äußerlichen Staaten, kann jene Verhältnisse, die heute als Krieg bezeichnet werden, scheinbar immer weniger erfassen. Das liegt nicht etwa daran, dass staatliche und ökonomische Interessen sowie deren Verschränkungen in Kriegen keine Rolle mehr spielen würden – Interessen werden aber zunehmend in Räumen ausagiert, die kaum noch als souveräne Staaten erscheinen (wie z.B. in Ex-Jugoslawien) und verschränken sich dort mit scheinbar „irrationalen“ Kriegsmotiven (Religions- und ethnisierte Kriege). Deshalb sprechen manche von den „neuen Kriegen“. Negri und Hardt sehen den Krieg im Empire als Polizeiaktion, die in einer zunehmend „glatten“ Welt agiert. Der Krieg würde somit zunehmend lokale Verhältnisse unmittelbar mit globalen in Beziehung setzen. Nationalstaaten und mafiose Herrschaftsstrukturen treffen auf der gleichen Ebene aufeinander. Der These einer „neuen Qualität“ kriegerischer Formen folgt dieser Artikel zunächst. Die Frage ist jedoch, ob es sich tatsächlich um eine so „neue“ Qualität handelt, oder ob hier nicht einfach Strukturen sichtbar werden, die bereits den „alten“ kriegerischen Auseinandersetzungen der Moderne innewohnten.
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