Phase 2 Göttingen
Zwischen Verbesserungsvorschlag und Revolution
Die Antiglobalisierungsbewegung
Kaum aus der Taufe gehoben, steht die Antiglobalisierungsbewegung vor dem gleichen Dilemma, das Sozialen Bewegungen im Kapitalismus immer blüht: Will sie Masse stellen, also "Bewegung" sein, verwischen ihre inhaltlichen Aussagen bis zur Unkenntlichkeit, mischen Leute bei ihr mit, mit denen zumindest linke GlobalisierungsgegnerInnen nun wirklich nichts zu tun haben wollen. Im konkreten Fall sind das zum Beispiel Nazis, die Finanzkapital doof finden und statt dessen tollen nationalen Sozialismus ohne Juden und sonstige Spekulanten machen wollen. Will die Bewegung dagegen inhaltliche Schärfe entwickeln, nach Möglichkeit sogar eine Kritik am Kapital, verliert sie ganz schnell ihren Bewegungsstatus und kann sich mit einigen Kleinaktionen darüber freuen, wenn sie mal in der jeweiligen Lokalpresse erwähnt wird.Die Antiglobalisierungsbewegung hat sich für das Masse-Modell entschieden. Der Erfolgsrausch, mit 300 000 Leuten eine Demo zu veranstalten, über die danach die ganze Welt wochenlang diskutiert, täuscht über die Substanzlosigkeit der eigenen Inhalte hinweg, teilweise auch darüber, dass auch ohne die Nazis bei den Antiglobalisierungsprotesten Leute mitmischen, bei denen Linken nur das kalte Grausen kommen kann. Aber auch wenn Erfolgsrausch und Massenriots bisweilen sogar radikale KritikerInnen davon abhalten, sich eben kritisch zu äußern, scheint eine Bestandsaufnahme der Antiglobalisierungsbewegung durchaus angebracht. Da ein solcher Versuch notwendig ins Uferlose geht, versucht man, die ganze Bewegung zu betrachten, soll auf die Einbeziehung indischer Landloser und US-amerikanischer Farmer an dieser Stelle verzichtet werden. Einzubeziehen sind lediglich die unterschiedlichen - mehr oder weniger - linken Strömungen, die sich der Bewegung in der BRD zuordnen.
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