Weißabgleich - Critical Whiteness #Rassenkunde #Anti-Rassismus
Einleitung zum Schwerpunkt
Wie leicht war es, mitzugrölen, als Fat Mike – Sänger der jahrzehntealten Band No Fx – die Zeilen »Don‘t call me white!« anstimmte. Und wenn dann der Smash-Hit Kill all the white man gleich hinterher kam, dessen Text in einem betont »afrikanischen« Akzent gesungen wurde, dann wusste man landauf landab, dass man auch auf der richtigen Seite pogen konnte. Ernst genommen wurden die ironischen und in drei Akkorde verpackten Gewaltphantasien des kalifornischen Punkbarden freilich nicht. Der Wunsch allerdings, nicht »weiß« sein zu wollen und die Überzeugung, dass »Weiße« ein politisches oder gar welthistorisches Problem darstellen, sind heute immer noch überaus verbreitet. Beschrieb man früher die Gesellschaft vornehmlich als ungerecht und ausbeuterisch, werden nun verstärkt die auf das Subjekt zielenden Kategorien des »Weißseins« und des »Privilegs« zur Erklärung sozialer Ungleichheit herangezogen. Nicht entlang ökonomischer Grenzen verlaufen in dieser Logik die wesentlichen Konfliktlinien, sondern entlang von »Kultur«, Herkunft und Hautfarbe. Stichwortgeberin dieser Positionen ist eine Denkströmung, deren Ursprünge in den 1970er und 1980er Jahren in den Vereinigten Staaten liegen und deren Name inzwischen nicht nur an den Universitäten, sondern im Kulturbetrieb, dem Feuilleton und nicht zuletzt der radikalen Linken bekannt ist: die Critical Whiteness Studies. Weiter…