Ließe sich die Überschrift auf den Kommunismus münzen, stünden gar rosige Zeiten ins Haus. Doch selbst, wenn der Kommunismus länger lebt, ist über die Qualität seines Lebens noch keinerlei Aussage getroffen.
Das Festhalten an kommunistischen Ideen in Zeiten wie diesen, ist darum wohl eher Ausdruck des Fünkchens Hoffnung, die über zehn Jahre nach dem weltweiten Ende realexistierenden Varianten allein ins Fortleben der Utopie von einer emanzipatorischen Gesellschaft gesetzt wird. Im November 2003 wird an der Uni Frankfurt der Kongress Indeterminate! stattfinden, mit dem Ziel kommunistische Vorstellungen diskutierbar zu machen.
Bezeichnenderweise bedurfte es im Jahre 2003 einer nicht unwesentlichen Finanzspritze von staatlichen Stellen, um dieses Projekt möglich zu machen. Das spiegelt allerdings auch sehr deutlich das Gefahrenpotential wider, welches heute dem einst als Gespenst in Europa umgehenden Kommunismus beigemessen wird. Um aber auch den letzten nichtkalkulierbaren Risiken vorzubauen, wurde von der fördernden Kulturstiftung des Bundes eine Quote im einstelligen Prozentbereich für ReferentInnen aus dem ehemaligen Ostblock diktiert. Was auf den ersten Blick einiges an Unangenehmen zu ersparen scheint, ist in Bezug auf (Un-)Abhängigkeit eigentlich genau so unannehmbar, wie es vorhersehbar war. Der zu vermutenden Zugang der SponsorInnen zur Thematik lässt sich wohl am ehesten am Untertitel »Kommunismus. Internationaler Kulturkongress.« ablesen.
Abgesehen davon gehen aus den im Anschluss dokumentierten Papieren der vorbereitenden Gruppen unterschiedliche Motivationen hervor. So unvermittelt wie beim Zustand der radikalen Linken ein Kommunismuskongress daher zu kommen scheint, so offen hält sich die Frankfurter Basisgruppe Demopunk die Bestimmung ihres Gegenstandes. Während sie sich bei der namentlichen Benennung des Übels Kapitalismus auf die einleitenden Sätze beschränkt und genauso reflexhaft die Kontaminierung des Begriffes Kommunismus durch den Gulag erwähnt, ist ihr höchstes Ziel die Öffnung von Begriffen, so dass der Kommunismus leicht zur Intervention im bürgerlich-demokratischen Spiel verkommen kann.
Dagegen führt die K&P-Kongressvorbereitungsgruppe stärkere Erwartungen an das Selbstverständnis eines Kommunismuskongresses aus. Zumindest sei klarzumachen, »was an den bürgerlichen Errungenschaften fest mit Kapitalismus verschweißt ist«. Und zum Kommunismus gehört auch das Einfordern der Diskussion über Möglichkeiten der Negation des »Kapitalismus mitsamt seiner neoliberalen Freiheitsversprechen«. Die angestrebte Öffnung der Kommunismusdiskussionen auf dem Kongress für eine solche Kritik am Kapitalismus vermisst sie allerdings bisher.
Was letztlich die prominent besetzten Podien zur Lebendigkeit des Kommunismus beitragen werden, welche Vorstellungen und Diskussionsstände zum Kommunismus derzeit noch anzutreffen sind, davon lässt sich vom 7.–9. November in Frankfurt/M. ein Bild verschaffen. Aktuelle Informationen soll es demnächst auf der Internetseite geben, die sich derzeit im Aufbau befindet.
Phase 2 Leipzig