Nylon

Der Untertitel der Zeitschrift nylon aus Wien/Österreich lautet: KunstStoff zu Feminismus und Popkultur. Ich wurde in einer Besprechung auf Nylon aufmerksam, in der dieser KunstStoff als Verweis diente, als Verweis auf »die Künstlichkeit von Identitäten und Unterschieden: ein diskursiver Unterschied, der kruden Biologismen Absagen erteilt und sich doch an der Realität reiben muss, die sich das, was Gender meint, eben in weiten Teilen noch nicht einverleibt hat.« Und so schön sich der Satz anhört, ist die Lektüre auch. nylon ist eine feministische Zeitschrift, welche wohl hauptsächlich Interessierte aus dem popkulturellen Diskursbereich anspricht, das aber völlig im feministischen Themenspektrum. Es geht um die (De)Konstruktion von Geschlechtsidentitäten und - verhältnissen. Es geht um eine kritische Analyse der Gesellschaft und der Auseinandersetzung mit aktuellen Projekten. So existiert nylon seit 4 Ausgaben, und in diesem Jahr ist sie auf 40 Seiten angewachsen. Im ersten Editorial heisst es übrigens: »Frauen und Nylon. Nylon ist KunstStoff. KunstStoff ist unser Material. Weibliche Konstrukte - konstruierte Wirklichkeit. Alltag feministisch dekonstruieren und neu beschreiben. Feminismus und Popkultur. Popkultur ist banal. Banalität ist politisch, Kultur hat keine Bedeutung an sich. Bedeutung wird verliehen, erzeugt und verhandelt. Wir geben Kultur unsere Bedeutung. Freie Medien -jetzt erst recht.«

Es werden Artikel zum Anti-PC-Diskurs, Hongkong Action Filmen, Cyberfeminismus, Girlgroups der 60er und 90er Jahre , lesbischem Sex, Shopping, Antirassismus, Girlmagazinen serviert, für viele Geschmäcker ist etwas dabei, thematisch gesehen und auch stilistisch. Bei einigen Artikeln kommt der wissenschaftliche Background der Autorinnen deutlich durch, andere liest man gerne mal im Freibad auf der Wiese. Jede Ausgabe enthält mehrere Seiten mit Reviews von Büchern und Musik.

Das Layout ist ansprechend, die Heftumschläge in poppigen Farben, welche ich so liebe.

Phase 2 Göttingen