Editorial

Queer History 101: Im Juni 1969, als jedeR noch mindestens drei geschlechtsspezifische Kleidungsstücke tragen musste, Polizisten »Lesben« als Erziehungsmaßnahme vergewaltigten und Trannies und Drag Queens wörtlich um ihr Leben fürchten mussten, wurde eine Razzia gegen eine Gay-Bar der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringen sollte. Bei der Razzia des Stonewall Inn waren es zunächst vor allem die Butches sowie die schwarzen und hispanischen Drag Queens, die auf der Straße arbeiteten und wenig zu verlieren hatten, die anfingen, Widerstand gegen die Cops zu leisten. Aus der bis dato normalen Vorgehensweise der Polizei entwickelten sich die Stonewall-Riots, die mehrere Tage andauerten und die international als Anfang schwul-lesbischer Bewegung gelten. Dieser Event wird nunmehr gefeiert als Gay Pride, zumindest in der westlichen Welt. Im europäischen, Nahen und Fernen Osten stehen Parties für alle Gays und Queers immer noch bestenfalls unter Polizeibewachung, werden verboten oder sind kühne Zukunftsfantasien. In Deutschland heißen die Paraden Christopher Street Day, nach der Straße des Stonewall Inn, was bei nicht wenigen dazu führt, zu fragen, wer denn dieser Christopher Street gewesen sei. Vor vierzig Jahren also begann der Kampf um Rechte gewaltsam und anfangs deutlich politisch links. Auch das ein Anlass, die queere Theorie und Praxis auf den Prüfstand zu stellen und nach den Verbindungen und Überschneidungen zwischen queeren und klassischen linksradikalen Ansätzen zu fragen.

Queer History 101: Im Juni 1969, als jedeR noch mindestens drei geschlechtsspezifische Kleidungsstücke tragen musste, Polizisten »Lesben« als Erziehungsmaßnahme vergewaltigten und Trannies und Drag Queens wörtlich um ihr Leben fürchten mussten, wurde eine Razzia gegen eine Gay-Bar der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringen sollte. Bei der Razzia des Stonewall Inn waren es zunächst vor allem die Butches sowie die schwarzen und hispanischen Drag Queens, die auf der Straße arbeiteten und wenig zu verlieren hatten, die anfingen, Widerstand gegen die Cops zu leisten. Aus der bis dato normalen Vorgehensweise der Polizei entwickelten sich die Stonewall-Riots, die mehrere Tage andauerten und die international als Anfang schwul-lesbischer Bewegung gelten. Dieser Event wird nunmehr gefeiert als Gay Pride, zumindest in der westlichen Welt. Im europäischen, Nahen und Fernen Osten stehen Parties für alle Gays und Queers immer noch bestenfalls unter Polizeibewachung, werden verboten oder sind kühne Zukunftsfantasien. In Deutschland heißen die Paraden Christopher Street Day, nach der Straße des Stonewall Inn, was bei nicht wenigen dazu führt, zu fragen, wer denn dieser Christopher Street gewesen sei.

Vor vierzig Jahren also begann der Kampf um Rechte gewaltsam und anfangs deutlich politisch links. Auch das ein Anlass, die queere Theorie und Praxis auf den Prüfstand zu stellen und nach den Verbindungen und Überschneidungen zwischen queeren und klassischen linksradikalen Ansätzen zu fragen.

Ein anderes Jubiläum, nicht zum Feiern, aber offiziell zum Erinnern, wird dieser Tage ebenfalls begangen. Zurecht mit weit weniger Spaß, weniger Drogen und ganz bestimmt weniger Sex. 60 Jahre BRD – Deutschland, wie man heute sagt. Es wird nicht so viel Aufhebens darum gemacht wie befürchtet, andererseits wird seit Jahresbeginn in allen Zeitschriften und Sendern mit irgendeiner Serie nach dem woher und wohin und dem Sinn der Deutschen gesucht. Und allgemein wird die Geschichte der Deutschen erzählt. Es scheint so fraglos gut und bedarf keines einzelnen, bestimmten Feiertages, um dieses Jubiläum zu begehen.

Die Vorbereitungen für zwanzig Jahre Mauerfall, »Wende« und »Wiedervereinigung«, laufen allerdings auf Hochtouren. Das Streben nach D-Mark und Konsum wird als heldenhaft und revolutionär interpretiert. Geschichtslos werden Perestroika, Ungarn und finanzieller wie außenpolitischer Druck vergessen, stattdessen wird auf eine »friedliche Revolution« von Deutschen verwiesen, die eigentlich vierzig Jahre ein restriktives Regime formiert, getragen und geduldet hatten. Wieder einmal sollen es nur ein paar wenige, kaum als Deutsche Angesehene gewesen sein, die als verantwortlich gelten. Deutsche Identität ist gefragt, gerade in Zeiten der Krise. Wenn Werkspforten schließen, sollen die ArbeiterInnen doch wenigstens wissen, dass sie stolz sein können, Deutsche zu sein. Und das sind sie.

We're here, we're queer, and it might be time for another riot!