Welche Werte die katholische Kirche an Asylsuchende weitergegeben möchte, bleibt eher unklar. In dem Willkommensbeutel des Bonifatiuswerks finden sich neben einem neuen Testament in deutscher Sprache und dem Messeablauf in acht Sprachen auch ein Schlüsselanhänger und ein Zollstock. Dinge, die sicherlich niemand in einer Erstaufnahmeeinrichtung missen möchte.
Natürlich macht solche Willkommenskultur nicht an den Grenzen halt. Das österreichische Innenministerium behauptet in seinem refugee guide nicht nur, Österreich sei ein mittelgroßer Staat, sondern ruft den Asylsuchenden auch entgegen: »Sie sind in Sicherheit!«. Aber man möge sich doch an einige Regeln halten. Wer nicht so gut Deutsch kann, wird mit Hilfe von kleinen Zeichnungen auf richtiges und falsches Verhalten hingewiesen. Alten Menschen hilft man über die Straße, schwule Küsse findet man spitze, Kinder werden nicht geschlagen und jeder Mensch darf in Österreich seine Meinung sagen. Si claro, wer hätte denn auch je von Diskriminierung, Nazis oder Gewalt gegen Andersdenkende in Ösiland gehört.
Um das Dreigestirn voll zu machen, soll auch die Schweiz nicht unerwähnt bleiben. In dem Alpenland klingt deutschen Ohren Vieles niedlicher, als es eigentlich ist; Abschiebung heißt z. B. Ausschaffung. Ende Februar können die SchweizerInnen darüber abstimmen, ob die bereits beschlossene Ausschaffungsinitiative (sofortige Abschiebung jeder Person ohne Schweizer Pass nach einer Verurteilung) wortgetreu umgesetzt werden soll – ohne eine Härtefallklausel, ohne Beachtung von völkerrechtlichen Erwägungen. Gleichzeitig wird über die Initiative Für Ehe und Familie – Abschaffung der Heiratsstrafe abgestimmt. Heiratsstrafe? Im politischen Diskurs offenbar ein gängiger Begriff für die angeblich zu harte Besteuerung von verheirateten Paaren. Nebenbei würde durch die Annahme auch gesetzlich festgelegt werden, dass Ehe eine »gesetzlich geregelte Lebensgemeinschaft von Mann und Frau« ist.
Hopp Schwiiz!
Phase 2