Editorial

Fast hätten wir es verpasst. Wir waren so in die Redaktion und Produktion dieser Phase vertieft, dass uns eines beinahe entgangen wäre: Vor genau 20 Jahren ist die erste Phase 2 erschienen. Wow, 20 Jahre! Irgendwie fühlen wir uns noch immer als Newcomer. Vielleicht liegt es daran, dass immer wieder neue Menschen die Phase gestalten, oder daran, dass uns weder Themen noch Kritik ausgehen. Vielleicht ist es auch nur der Wunsch jugendlich zu bleiben, der den Blick auf die Realität verschwimmen lässt. Schließlich sind wir eine Zeitschrift gegen die Realität.

Übrigens könnt ihr die erste Ausgabe online nachlesen. Der Schwerpunkt mit dem Titel Am Ende der Hoffnung beschäftigt sich mit staatlichem Antifaschismus und dem (möglichen) Ende der Antifa. Vieles klingt wie aus einem anderen Leben, zum Beispiel die Suche nach einer neuen verbindlichen bundesweiten Organisierung linksradikaler Gruppen. Aber die Diskussion, ob Antifaschismus nur mehr ein »Projekt zur Rettung des bürgerlichen Staates und seiner zivilen Gesellschaft vor dem Faschismus« sei, ruft aktuelle Apelle, wählen sei antifaschistische Pflicht, auf. Ein Thema, das in dieser 59. Ausgabe von verschiedenen Autor:innen aufgegriffen wird. Auch der Beitrag von Thomas Ebermann aus 2001 zum deutschen Sonderweg und zur Kritik der Verharmlosung ist durchaus noch lesenswert. Darin findet sich zum Beispiel der schöne Satz: »Wer zu allem, was der marktwirtschaftliche Alltag so bietet, nur ›Wahnsinn‹ zu bemerken weiß, hat weniger als die Hälfte begriffen.« 

Die 59. Ausgabe der Phase ist die erste in der zwanzigjährigen Geschichte, die nur von einer Redaktion herausgegeben wird. Das neue Normal hat dazu beigetragen, dass sich der organisatorische und damit auch der redaktionelle Prozess deutlich verkürzt haben. Deshalb könnt ihr dieses Heft bereits ein paar Wochen nach der letzten Ausgabe erhalten. So schön wir dieses Tempo finden, für die Zukunft können wir es nicht garantieren. 

Emancipation of the Mind

Phase 2